DRESDEN FEIERT DEN 500. GEBURTSTAG DER SIXTINISCHEN MADONNA. DAS ITALIENISCHE MEISTERBILD HÄNGT IM ZWINGER
(Die Welt, 12.05.2012)
Man schreibt den 1. März 1754. Ein schwer beladener Wagen rumpelt über das Pflaster von Dresden durch die Residenz von August III. Wie schon sein Vater August der Starke ist er der Prototyp des barocken Herrschers. Unter der Regentschaft der beiden schmückt sich die Stadt an der Elbe mit prachtvollen Gebäuden: Der Zwingerhof bietet den Rahmen für rauschende Feste; die Kuppel der Frauenkirche erhebt sich über das Häusermeer; die Hofkirche ist fast vollendet. Die Mauern, Balustraden und Figuren leuchten im Hellgelb des frisch verarbeiteten Elbsandsteins.
Man will sich messen mit Paris und Wien – und ist dabei auf gutem Wege. Nur fehlen der Kunstkammer noch ein paar ganz besondere Kostbarkeiten. August hat deshalb seine Gesandten angewiesen, nach einem repräsentativen Raffael Ausschau zu halten. Und im Kloster San Sisto von Piacenza, das dem Heiligen Sixtus geweiht ist, sind sie tatsächlich fündig geworden. Da hängt eine Madonna, benannt nach Sixtus – die Sixtinische. Anno 1512 hatte Raffael den Auftrag bekommen, sie zu malen. Und weil San Sisto zwei Jahrhunderte später in Geldnot geraten war, ließ sich durch Augusts Männer ein Geschäft anbahnen. (…)