Autor: weidlich

Pleite und Neustart in Osterweddingen

Im Gewächshauskomplex am Rande des Industriegebietes Osterweddingen wird nach ein paar Monaten Stille wieder geerntet. Zwar deutet noch vieles auf letzte Bauarbeiten: eine Schotter-Straße, Nebengebäude im Rohbau und unvollendete Außenanlagen. Doch alles dominiert das riesige Glashaus, aus dem mit Gurken beladene LKW rollen. Deren Aufschrift: „Bördegarten Gemüse“. 

(Gartenbau-Profi, 08/2019)

Das Industriegebiet zwischen den A14-Autobahnanschlussstellen Magdeburg Sudenburg und Magdeburg Reform (Sachsen-Anhalt) ist eine der fünf großen Industrieansiedlungen in Mitteldeutschland. Von der Niederlassung der EDEKA bis zu Produktionsbetrieben bekannter Marken ist hier alles vertreten; und gebaut wird noch immer. Eines der vielen raumgreifenden Objekte ist das rund 63.000 qm große Gewächshaus, das seit Dezember 2018 der Wimex Agrarprodukte und Export GmbH aus Baasdorf bei Köthen gehört. 

Der Gewächshaus-Neubau hat bereits eine bewegte Geschichte hinter sich: 2017 war er von der Joris-Gruppe errichtet und noch als Baustelle in Betrieb genommen worden. Die aus drei Gesellschaften bestehende holländische Gruppe hat laut Zeitungsberichten elf Millionen Euro – darunter auch Fördermittel – in den Standort investiert, das Gewächshaus etwa ein Jahr lang betrieben und war im Sommer 2018 in die Insolvenz gerutscht. Ab Juli 2018 ruhte der Betrieb gänzlich… 

Flusskreuzfahrt von Berlin nach Stralsund: „Steuerbord schwimmt ein Wildschwein“

SEEROSENBUCHTEN, SCHILF – UND AB UND ZU EIN SEEADLER. EINE KREUZFAHRT MIT DER „MONA LISA“ VON BERLIN GEN RÜGEN IST EINE GERUHSAME ANGELEGENHEIT. BIS DAS MEER STÜRMISCH WIRD.

(Spiegel Online, 17.04.2016 )

„Titanic“-Feeling kann auch bei Flusskreuzfahrten aufkommen. Wenn nämlich die Wellen an die Fenster der unteren Kabinen klatschen und der Passagier für Sekunden in eine Unterwasserwelt blickt. Wenn die Crew die Liegestühle auf dem Sonnendeck einklappt und der Kapitän eine Kursänderung ankündigt.

Die einwöchige Reise von Berlin nach Stralsund ist zwar unter der Kategorie Flusskreuzfahrt zu buchen, aber eigentlich wird alles präsentiert, was die Schifffahrt hergibt: gewundene Flüsschen und schnurgerade Kanäle, winzige Buchten, ein weites Haff und sogar das offene Meer.

Einschiffung ist in Berlin-Spandau auf der Spree. Weil am ersten Abend die „MS Mona Lisa“ noch am Kai liegt, haben die Passagiere Zeit, das schwimmende Hotel zu inspizieren. Das Schiff der Reederei CroisiEurope ist 82 Meter lang und zehn Meter breit und kann bis zu hundert Passagiere beherbergen. Es wirkt wie eine charmante, gepflegte, ältere Dame, mit kleinen Zipperlein hier und da.

Seit die „Mona Lisa“ im Jahr 2000 in Dienst gestellt wurde, sagt ihr Kapitän Dieter Motek, wo es lang geht. Motek findet man meist auf der Brücke. Hingegen scheint es nicht gerade die Lieblingsaufgabe des seit 1967 als Schiffer arbeitenden Magdeburgers zu sein, im feinen Zwirn und mit Sektglas in der Hand die Passagiere zu unterhalten. Aber heute muss er. „Vorstellung der Besatzung“ lautet der erste offizielle Programmpunkt.

Was dem Kapitän wichtiger als Smalltalk ist, sind diverse Sicherheitshinweise. Vor allem, wenn er vor einer Brücke mit einem Tut-Signal auffordert: Kopf einziehen! Das ist häufig nötig, denn nach der halbtägigen Stadtrundfahrt durch Berlin wird endlich abgelegt. (…)

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Tür an Tür

Die Werkstatt Roloff baut sie bis heute: Darßer Türen farbig, ornamental, schön

(daheim – Reader‘s  Digest Deutschland, Verlag Das Beste, August/September 2015)

Es scheint, als stecke die Sonne schon drin im Holz und Dirk Roloff, der Bildhauer, brauche sie nur aus dessen Enge zu befreien. Span für Span werden die Strukturen deutlicher, hebt sich das Halbrund aus kurzen und langen Strahlen vom viereckigen Untergrund.  Dann ist es soweit: Die Kassette mit der erhabenen Sonne kommt an den ihr zugedachten Platz – in eine Darßer Tür. Jede dieser Türen ist einzigartig, weil andere Ornamente sie zieren. Oft sind es die überlieferten Symbole: Tulpensträuße, die dem mythischen Baum des Lebens ähneln, Lorbeer als Symbol für Ruhm und Ehre, Anker und prachtvolle Segelschiffe, die vom Metier des Hausherren künden; dazu noch dieses und jenes heidnische Zeichen, von dem sich die Vorfahren Schutz vor Naturgewalten und bösen Geistern erhofften.

Alles hatte damit begonnen, dass die Bewohner der Ostsee-Halbinsel und besonders des Fischerdorfes Prerow durch die Segel-Schifffahrt in der Welt herum und zu etwas Wohlstand gekommen waren. Beides wollten sie zeigen (…)

Der Mann am Meer

Im Hotel THE GRAND Ahrenshoop auf dem Darß arbeitet Deutschlands erster Strand-Concierge

(Allgemeine Hotel- und Gastronomiezeitung, 20/2015)

AHRENSHOOP. Sobald die Sonne die ersten Gäste in die Strandkörbe lockt, steht für Ralf Winter ein Garderoben-Wechsel an: Während er in der kühlen Jahreszeit mit Krawatte und schwarzem Anzug an der Rezeption regiert, mutiert er dann äußerlich zum lockeren Typen mit hellen Hosen, Mokassins und Strohhut oder Base-Cap. Ralf Winter ist Teil des Strandconcierge-Teams des Luxus-Hotels THE GRAND im Ostseebad Ahrenshoop auf der Ostsee-Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Er war 2014 deutschlandweit der erste dieses Metiers, Kollegen sind da eher an den Stränden der Luxushotels von Dubai, der Cote d‘ Azur oder Großbritannien heimisch.

„Aber warum nicht hier an der Ostseeküste?“, fragte man sich im ersten Haus am Platze, als die Gäste immer wieder in Badesachen an der Rezeption standen, um dort ihre Wünsche vorzubringen. Und also übernahm Winter diesen Spezialauftrag: Er umsorgt die Gäste am Strand, serviert Sekt und Selters, bringt Börsenberichte und Buddeleimer, informiert über Wassertemperatur und Windrichtung. Und wenn die Bitte geäußert wird, reibt er Singles auch mal den Rücken mit Sonnencreme ein.

Klimawandel – was bewirkt er wirklich?

(Fruchthandel Magazin, 04/2015)

Der Klimawandel ist Fakt. Doch inwieweit er Extremwetterlagen beeinflusst und was das wirklich für die Landwirtschaft bedeutet, dazu klaffen bislang enorme Wissenslücken. So etwa lautet das Zwischenfazit der Studie, deren erste Ergebnisse kürzlich die Forscher des in Kleinmachnow ansässigen Instituts für Strategien und Folgenabschätzung am Julius-Kühn-Institut (JKI) veröffentlichten. Das Fruchthandel Magazin sprach mit Dr. Petra Seidel und Dr. Sandra Krengel.

FH-Magazin: In allen Debatten ist er präsent – der Klimawandel. Er gilt als belegt und wird gern für jegliche Probleme in Sachen Wetter und Natur verantwortlich gemacht. Nun haben Sie Fragezeichen gesetzt. Welche?

P. Seidel: Schwerpunkt der Untersuchungen unseres Forschungsverbundes waren – und sind auch künftig – Extremwetterlagen, also Stürme, Überflutung, Trockenheit, Hagel, Starkregen und Hitze. Dabei stand als ein Arbeitsschritt unter anderem das Auftreten von Schaderregern im Fokus. Wir haben gefragt, welche Extremwetterlagen welchen Einfluss auf Viren, Bakterien und Pilze, auf Nager, Nematoden, Unkräuter und Insekten und all die anderen Lebewesen haben, die in Sonderkulturen sowie Ackerbaukulturen auftreten und die Erträge beeinflussen. (…)

Als Kleiner unter den Großen bestehen

Stippvisite im Spargelhof Mehnert (Brandenburg)

(Spargel & Erdbeerprofi, 04/2014)

Auf jede Frage, bekommt man von den Mehnert-Männern zwei Antworten. Gleichzeitig. Meist stimmen die überein, manchmal ähneln sie sich, und manchmal – ist es wie überall, wenn Vater und Sohn im selben Betrieb Verantwortung tragen.

Der Spargelhof Mehnert in Werenzhain, einem Ortsteil von Doberlug-Kirchhain im Südosten Brandenburgs ist ein klassischer Familienbetrieb. Vater Richard ist offiziell noch der Inhaber und Chef, Mutter Ingrid  die „Seele“ vom Ganzen, Sohn Marcus und dessen Frau Kathi stehen in den Startlöchern. Und wer hat nun das Sagen? „Der Chef“, kommt es umgehend aus dem Munde des Seniors. „Wir entscheiden gemeinsam“, relativiert der Junior eilig. In Ruhe erklärt es die Chefin: „Wenn beispielsweise eine wichtige und teure Investition ansteht, besprechen wir alle vier das Projekt, meist am Frühstückstisch Dabei ist es nicht automatisch so, dass wir Alten die Reparatur vorziehen und die Jungen für den Neukauf plädieren. Da gibt es keine Regeln. Manchmal sind es auch wir, die weiter in die Zukunft schauen und tiefer in die Kasse greifen würden“ (…)

Schritt für Schritt

In einem Ganganalyselabor kann präzise gemessen werden, wie der Patient wirklich läuft

(Gesundheitsprofi, 03/2015)

Gehen – das ist bekanntlich mehr, als ein Fuß vor den anderen zu setzen. Es wirken Kräfte im ganzen Körper. Beim Gesunden agieren die beiden Körperhälften in ausgefeilter Gleichmäßigkeit. Störungen dieser Abstimmung – lange mit bloßen Auge nicht erkennbar – werden in Ganganalyselaboren gemessen. Eines der jüngsten in der deutschen Forschungslandschaft wurde Anfang des Jahres an der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig in Betrieb genommen. Eine Stippvisite bei laufendem Betrieb. Der Proband geht energischen Schrittes hin und her. Von den Füßen bis zur Hüfte ist er mit Markern versehen, zwölf im Raum fest montierte Kameras erfassen deren Bewegung in drei Dimensionen. In die Laufstrecke sind unterschiedlich große dynamometrische Plattformen eingelassen. Deren Aufgabe ist es, die Kräfte zu messen, die in der Wechselwirkung zwischen dem Boden und der darüber schreitenden Person entstehen.

Wie die zu untersuchende Person tatsächlich läuft, ist auf einem Bildschirm zu erkennen. Die erfassten Marker sind als farbige leuchtende Punkte unterwegs. Da die Perspektive des Betrachters verschoben und gedreht werden kann, sind beliebige Punkte millimetergenau zu vergleichen: Liegen beide Hüften auf derselben Höhe? Bewegen sich die beiden Kniegelenke wirklich alternierend? Sind alle Schritte gleich lang? (…)

Leipzig: Die gemütliche City

schuhkurier-Städteporträt Teil 3: Leipzig. Vielfalt auf kleiner Fläche und die Dominanz der unteren bis mittleren Preislagen bestimmen das Bild des Innenstadthandels. Doch der Luxus ist im Kommen.

(Schuhkurier, 06/2013)

Leipzig, die Halbmillionenstadt, hat es nicht leicht: Umzingelt von überproportional vielen Shopping-Zentren, mit einer Bevölkerung von unterdurchschnittlichem Einkommen. Und dennoch ist die Stimmung in der traditionsreichen Handelsstadt gut.

Wenn der Leipziger sagt, er gehe in „die Stadt“, dann meint er damit die City, den Stadtkern, der weniger als einen Quadratkilometer einnimmt. Hier wird gehandelt, seitdem es Leipzig gibt. Allein am Brühl agierten zeitweise über 700 Rauchwarenhändler, die ein Drittel des Welt-Pelzgeschäftes abwickelten. Dass der Leipziger nie „Altstadt“ sagen würde hängt damit zusammen, dass es nur noch wenig ganz Altes gibt. Die Handelsmetropole war in den Gründerjahren so reich, dass alles Mittelalterliche von einem Bauboom hinweggefegt wurde. (…)

Sächsische Route der Industriekultur: Wo früh am Morgen die Werksirene dröhnte

Von der Pferde-Straßenbahn, über Tagebauen bis zur Nudelfabrik: Sachsen hat eine Route der Industriekultur eröffnet. Zum Teil sind die 51 Stationen Museen, aber einige Betriebe geben Einblick in die moderne Produktion.

(Spiegel Online, 13.01.2015)

Zweimal ertönt die Sirene. Dann lässt ein dröhnendes Rüttelsieb alles vibrieren, ein kreischender Tellertrockner macht jedes Wort überflüssig. Dabei setzt sich nur ein geringer Teil der Maschinerie der ehemaligen Brikettfabrik in Knappenrode in Bewegung. Aber selbst der verursacht einen Höllenlärm.

Die Menschen, die sich beim Sirenenton beeilen, sind keine Kohlekumpel, sondern Besucher der Ausstellung bei Hoyerswerda. Der frühere Industriebetrieb nennt sich heute „Energiefabrik“ und ist als Lausitzer Bergbaumuseum Teil des Sächsischen Industriemuseums. Hier ist zu erfahren, warum die Gegend so ist, wie sie ist.

Und etwas vom Beginn der Förderung in Schächten vor 150 Jahren, von den Tagebauen, den Fabriken und den Werkssiedlungen, von Grubenloks und Draisinen. Auch von Menschen, die einst hier tätig waren, hört man in der „Energiefabrik“: In den stillen Augenblicken zwischen den Museumsschichten erzählen Arbeiter via Lautsprecher ihre „Schwarzen GeSCHICHTen“.

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Winter auf dem Darß: Draußen frieren die Wellen

Es ist grimmig kalt. Behäbig schieben sich die Wellen auf den Strand und häufen dort ihren gefrorenen Schaum auf. Die Buhnen tragen Kappen aus milchigem Eis. Das Meer, noch wärmer als die Luft, scheint unter einer dunstigen Decke einzuschlafen.

(T-Online.de, 15.12.2014)

Der Winter auf dem Darß kann eisig sein, so eisig wie an diesem Tag. Und doch spazieren bunte Punkte am Strand entlang. In den kalten Monaten ist die Halbinsel längst nicht mehr so menschenleer wie noch vor 20 oder 30 Jahren. Reisten in den Achtzigern gerade zehn Prozent der Gäste zwischen Oktober und April an, ist es jetzt schon ein Drittel – Tendenz steigend. Und auch die Preise sinken nicht mehr automatisch mit den Temperaturen. Der Darß hat aufgetakelt, bietet Gourmet-Küchen, Wellness-Tempel, Galerien…

Was also – außer in dicke Jacken und in sich selbst zurückgezogen am Strand umherzutappen und dann in eine Sauna zu fliehen – unternimmt man auf dem Darß im Winter? Ach so, noch schnell eine förmliche Entschuldigung bei Fischland und Zingst: Die Ostsee-Halbinsel trägt nämlich, nach ihren drei aneinandergereihten Landflächen, offiziell den sperrigen Namen Fischland-Darß-Zingst. Sagt aber keiner. 

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